Aktuelles aus der Homöopathie

Safran als Medizin

20.12.2019

Safran macht den Kuchen gelb – ebenso wie Risotto Milanese, Paella und viele asiatische Gerichte. Winzige Mengen reichen aus, um Speisen eine intensiv gelbe Farbe und ein charakteristisches Aroma zu verleihen. Große Portionen wären auch ausgesprochen kostspielig, denn Safran ist teurer als Gold.

Safran als Medizin

Safran ist echte Handarbeit!

Als Safran bezeichnet man die orangeroten Narbenstiele an den Griffeln des Safrankrokus (Crocus sativus). Sie sind zwei bis drei Zentimeter lang und wiegen frisch gerade einmal sechs Milligramm – getrocknet noch weniger. Das erklärt den Preis des seltenen Gewürzes: Während der kurzen Blütezeit im Oktober muss man die Blüten rechtzeitig pflücken und die Narbenstiele einzeln mit den Fingern herauszupfen.

Für ein Gramm benötigt man bis zu 200 Blüten. Die gezupften Safranfäden trocknet man auf Haarsieben, wobei sie viel an Gewicht verlieren und ihr typisches Aroma entfalten.

Kleine Ernte, große Preise

Die weltweite Erntemenge fällt mit jährlich rund 200 Tonnen eher schmal aus. Hauptanbaugebiet ist der Iran, gefolgt von den umliegenden Ländern, Spanien und Griechenland. Dagegen sind die kleinen Safranfelder in den Alpenländern und anderen europäischen Gebieten wirtschaftlich unbedeutend.

Kein Wunder, dass Safran so teuer ist. Das war schon im Mittelalter der Fall, in dem sich die raren fernöstlichen Gewürze besonders großer Beliebtheit erfreuten. Galt bereits Pfeffer als unerschwinglich, war Safran gleich dreimal so teuer!

Medizinische Wirkung von Safran schon im Mittelalter bekannt

Damals hat man Safran häufig zu medizinischen Zwecken eingesetzt. In jedem der alten Kräuterbücher ist ihm ein eigenes Kapitel gewidmet, und Hildegard von Bingen empfahl gegen die Pest Pillen aus Safran, Aloe und Myrrhe.

Safran gibt es bis heute in der Apotheke als Croci stigmaKrokus-Griffel sowie Tinctura croci - Safrantinktur und hat sich in offizinell Hochprozentigem erhalten: Man verwendet ihn in Schwedenbitter und vielen anderen Kräuterlikören, in denen er zu typischem Geschmack und Farbe beiträgt.

Safran in der Homöopathie

Schon Samuel Hahnemann nutzte Safran als homöopathisches Einzelmittel. In seinem Apothekerlexikon beschreibt er ihn als krampflösendes Mittel bei Frauenleiden, „hysterischer Melancholie“ sowie bei Husten, Erbrechen und Augenentzündungen. Heutzutage ist er in der Homöopathie ein wichtiges Mittel bei Menstruations- und Schwangerschaftsbeschwerden, Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen.

Safran in der traditionellen Medizin

Die medizinische Verwendung der getrockneten Narbenäste reicht in wesentlich frühere Zeit zurück. Safran wird bereits in der Bibel und in altägyptischen Papyri erwähnt. Die griechischen Ärzte Dioskurides und Galenos von Pergamon kannten seine Heilkraft.

Dieses antike Wissen ging in Europa im Mittelalter verloren, während Ärzte wie Avicenna es in der Heimat des Safrans hüteten. Man erweiterte die griechischen Werke um eigene Erfahrungen, und bis heute ist Safran aus der Volksheilkunde des Nahen Ostens nicht wegzudenken.

Eine nicht minder große Rolle spielt Safran in der indischen Heilkunst, allen voran im Ayurveda. Hier nutzt man ihn gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsbeschwerden, Frauenkrankheiten und Depressionen.

Pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe des Safrans

Die gelbe Farbe des Safrans geht auf Carotinoide zurück, die als Antioxidantien eine wichtige Rolle spielen. Typisch für den Safrankrokus sind Crocin und Crocetin. Sie machen bis zu einem Drittel seines Trockengewichtes aus und sorgen für die intensive Färbung.

Der bittere Geschmack ist vor allem auf Safranbitter (Picrocrocin) zurückzuführen. Beim Trocknen entsteht daraus das leicht flüchtige Safranal, das zusammen mit über hundert anderen Aromastoffen zum typischen Geruch beiträgt.

Safran als modernes Therapeutikum

Kaum verwunderlich: Wegen seiner großen Rolle in der persischen Medizin kommen viele klinische Studien über Safran aus dem heutigen Iran. Sie bestätigen zahlreiche altbewährte Anwendungen:

  • Safran gegen Niedergeschlagenheit, Depressionen und Stimmungsschwankungen ist eine der gängigsten Verwendungsmöglichkeiten. Studien zeigen, dass er mindestens ebenso gut wirkt wie übliche Antidepressiva – bei wesentlich weniger Nebenwirkungen.
  • Safran verbessert den Schlaf, denn er ist beruhigend und stimmungsaufhellend. Gute Voraussetzungen für gesunden Schlaf, wenn nächtliches Kopfkino vom Abschalten abhält. Studienteilnehmer berichten, dass sie mit Safranextrakt wesentlich besser schlafen.
  • Safran hilft bei Frauenleiden. Frauen leiden an prämenstruellem Syndrom (PMS), Regelschmerzen (Dysmenorrhö) und Wechseljahresbeschwerden. Was in der europäischen Heilkunde mit Nachtkerzenöl, Mönchspfeffer und Traubensilberkerze behandelt wird, therapiert man in Asien vor allem mit Safran. Studien zeigen, dass er gegen die damit einhergehenden Depressionen, Hitzewallungen und Schmerzen hilft – in letzterem Falle oft sogar besser als gängige Schmerzmittel.
  • Safran als Fruchtbarkeitsmittel. In den Wein gemischt galt Safran schon in der Antike als Aphrodisiakum. Heute weiß man, dass er Sexualtrieb und Spaß beim Sex bei Mann und Frau steigert und beim männlichen Geschlecht für mehr Stehvermögen und bessere Spermaqualität sorgt. Bei unerfülltem Kinderwunsch raten asiatische Ärzte häufig zu Safran.
  • Safran bei Augenkrankheiten. Moderne klinische Studien haben seine traditionelle Verwendung in der Augenheilkunde bestätigt. Er schützt die Photorezeptoren und Blutkapillaren und verbessert die Blutversorgung in den Augen. Altersblindheit (altersbedingte Makuladegeneration, AMD), Grüner Star (Glaukom), Grauer Star (Katarakt) und diabetische Retinopathie lassen sich damit bessern oder sogar verhindern.
  • Safran gegen Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und erhöhte Blutfettwerte. Beim „tödlichen Quartett“ oder metabolischen Syndrom verschlimmern sich diese vier Krankheitszeichen gegenseitig und sorgen für frühzeitige Todesfälle. In der westlichen Welt gelten sie als Hauptursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall. Safran hilft beim Abnehmen, verbessert Bluthochdruck und Blutfette und schützt die Gefäßwände vor Schäden infolge hoher Blutzuckerwerte.
  • Safran gegen Alzheimer. Hierzu gibt es erst wenige klinische Studien, die jedoch sehr vielversprechend erscheinen. Man hat herausgefunden, dass Safran die bei Alzheimer verminderten Botenstoffe im Gehirn länger einwirken lässt, die Ablagerung von Plaques verhindert und Nervenzellen schützt. Er lindert die Beschwerden ebenso gut wie das Standardmedikament Donepezil und verlangsamt das Fortschreiten der Erkrankungen ähnlich wie Memantin. Zudem ist er besser verträglich als die beiden Arzneimittel.
  • Safran gegen Krebs. Sensationsmeldungen wecken oft falsche Erwartungen, denn bisher gibt es keine klinischen Studien, die einen antikanzerogenen Effekt beweisen. Allerdings geben etliche präklinische Untersuchungen Hoffnung: Wirkstoffe des Safrans stoppen das Wachstum von Krebszellen und lassen sie in vielen Fällen absterben. In Tierexperimenten ließ sich so die Entstehung von Tumoren verhindern oder hinauszögern und die Zahl von Metastasen reduzieren. Was auf jeden Fall funktioniert ist eine Besserung der depressiven Beschwerden, an denen die meisten Krebspatienten während Chemotherapie oder Bestrahlung leiden.

Ist Safran giftig?

Jemanden mit Safran zu vergiften ist eine teure Angelegenheit: 20 Gramm gelten als tödliche Dosis, die Kreislauf- und Organversagen auslöst. Um die fünf Gramm verwendete man früher zur Abtreibung. Ähnlich große Mengen sorgen für Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Bei normalem Verbrauch können Sie beim Kochen keinen Schaden anrichten, zumal die Bitterstoffe das Essen ungenießbar machen würden.

Wie kann man Safran daheim anwenden?

Wer sich an der heilenden Wirkung von Safran versuchen möchte, kann damit in der Küche beginnen. Neben den Klassikern Risotto Milanese, Bouillabaise und Paella lässt er sich in Kartoffel-, Reis- und Nudelgerichten oder beim Backen verwenden.

Kaufen Sie lieber die ganzen Narbenäste anstelle von Pulver – die Aromastoffe halten darin wesentlich länger und man fällt nicht so leicht Betrügern zum Opfer. In Anbetracht des Preises versucht man die Kostbarkeit seit jeher mit Kurkuma, Ringelblumen und anderen gelben Zutaten zu strecken. Safranfäden erhalten Sie in kleinen Papierbriefchen zu 0,1 Gramm oder in aromadichten Plastikgefäßen. Diese Gebinde reichen in der Regel für die Zubereitung eines Gerichtes.

Sie sollten beachten, dass die Fäden eine Weile brauchen, bis sie sich gelöst haben. Legen Sie Wert auf die gelbe Färbung, geben Sie den Safran früh hinzu, wollen Sie das Aroma bewahren, lieber etwas später.

Zu viel Arbeit? In Ihrer Apotheke oder im Drogeriemarkt bekommen Sie eine Menge Nahrungsergänzungsmittel, in denen Safran enthalten ist, oft zusammen mit anderen pflanzlichen Zutaten, Vitaminen und Mineralstoffen. Möchten Sie damit ein bestimmtes Leiden kurieren, fragen Sie am besten Ihren Apotheker oder Heilpraktiker um Rat.

Schnell gemacht: Safranmilch und Safrantee

Eine schnelle Möglichkeit zum Gebrauch von Safran bei schlechter Stimmung, Regelschmerzen oder Schlafstörungen ist seine Verwendung in Getränken. Ein persisches Sprichwort besagt, dass eine Tasse Safrantee glücklich macht. Probieren Sie es aus!

Kleiner Tipp: Safran ist sehr intensiv und schmeckt in großen Mengen bitter. Bei der Dosierung müssen Sie etwas herumprobieren, was Ihnen geschmacklich entgegenkommt. Die Bitterstoffe lassen sich mit Zucker mindern. Im Lebensmittelhandel bekommen Sie mit etwas Glück Kandiszucker mit Safran, der sich im arabischen Raum großer Beliebtheit erfreut.

Safrantee können Sie pur mit zwei, drei Fäden und heißem Wasser zubereiten; oder Sie geben diese in einen frisch gebrühten schwarzen, grünen oder Kräutertee. Wie aus tausendundeiner Nacht schmeckt es, wenn Sie etwas Zimt, Kardamon, Koriander und Nelke dazugeben.

Safranmilch ist ebenso simpel: Milch erwärmen, zwei oder drei Fäden Safran durchziehen lassen, warm genießen. Veganer können auf Mandelmilch, Sojamilch oder Hafermilch ausweichen, die mindestens ebenso gut schmecken. Für Schleckermäulchen: Funktioniert genauso gut mit Kakao!

Quellen, Links und weiterführende Literatur

Autor
Dr. rer. medic. Harald Stephan - Biologe und promovierter Medizinwissenschaftler

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