Aktuelles aus der Homöopathie

Australien: Was ein zweiter Report verschweigen sollte

09.10.2019

Australien zweiter Report

Überraschend hat die australische Gesundheitsbehörde den First Report zur Wirksamkeit der Homöopathie veröffentlicht – auf massiven Druck der Öffentlichkeit hin. Das Dokument kommt zum Ergebnis, dass das Heilverfahren funktioniert und besser als Placebo ist. Einigen zuständigen Personen scheint das nicht gepasst zu haben, denn man hielt den Report jahrelang unter Verschluss und unternahm diverse Kunstgriffe, um im zweiten Anlauf zum genau gegenteiligen Ergebnis zu gelangen. Als Beleg für die Wirksamkeit der Homöopathie ist diese Metaanalyse höchst brisant.

Wir biegen das hin!

Was macht man, wenn einem das Ergebnis einer Untersuchung nicht passt, obwohl man die Methoden dafür selbst vorgegeben? Man schraubt so lange daran herum, bis die Welt wieder in Ordnung ist. Nichts anderes hat sich der Rat für Nationale Gesundheit und Medizinische Forschung (National Health and Medical Research Council, NHMRC) in Australien mit der Homöopathie geleistet.

Was ist der NHMRC?

Der NHMRC ist dafür bekannt, qualitativ hochwertige Richtlinien für gesundheitliche Belange zu entwickeln. Die dabei angelegten Maßstäbe gelten als streng evidenzbasiert und richten sich nach üblichen wissenschaftlichen Standards.

Dafür untersucht man systematische Reviews, randomisierte klinische Studien, Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien. Sie finden Eingang in Metaanalysen, die solche Veröffentlichungen nach vorher definierten Einschlusskriterien auswählen und ihre Ergebnisse unter neuen Gesichtspunkten analysieren. So versucht man, den Stand der Wissenschaft bestmöglich zu bewerten und dem Gesundheitssystem evidenzbasierte Leitlinien zu liefern.

Das NHMRC Statement on Homeopathy

2015 hatte der NHMRC einen Report öffentlich gemacht, der die Homöopathie als nicht besser als Placebo einstufte. Für Presse und Homöopathiegegner war das NHMRC Statement on Homeopathy ein gefundenes Fressen, das weltweit wie ein Lauffeuer umging und zu so manchen hämischen Kommentaren führte. Wenn das renommierte NHMRC das sagt, muss etwas dran sein… - damit argumentiert man bis heute beim Homöopathie-Verbot in Frankreich und der aktuellen Diskussion in Deutschland.

Da war doch noch was…

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass bereits 2012 ein erster Report zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen war. Dieses NHMRC Information Paper: Evidence of the effectiveness of homeopathy for treating health conditions wurde nicht veröffentlicht – wohl weil das Resultat einigen Leuten nicht in den Kram passte. Dass eine erste Version überhaupt existiert, kam erst nach einer Anfrage heraus, die wegen des australischen Informationsfreiheitsgesetzes (Freedom of Information Act) wohl oder übel wahrheitsgemäß beantwortet werden musste. Dass mit dem Report etwas nicht stimmen konnte, war nur anhand einiger haarsträubender Änderungen an den sonst üblichen Bewertungskriterien aufgefallen.

Nicht die feine Art

Nach dem First Report tauschte man die Studienleitung aus und ließ die Metaanalyse noch einmal vornehmen – unter veränderten Bedingungen. Das NHMRC sprach offiziell von 1.800 analysierten Studien, ausgewertet wurden aber nur 176. Indem man die Mindestzahl der Teilnehmer auf 150 heraufsetzte, fielen 171 Untersuchungen durch das Raster, sodass nur noch fünf übrigblieben, die der Homöopathie bestenfalls einen Placebo-Effekt bescheinigten. Die Beurteilung einer ganzen Therapiemethode anhand von fünf Studien vorzunehmen ist nebenbei bemerkt ohnehin ein Witz.

Mindestens 150 Teilnehmer - das ist ein Novum. Bei anderen Leitlinien waren weit weniger Patienten als Einschlusskriterium üblich. Zudem ist es höchst befremdlich, dass ausgerechnet ein Mitglied einer Lobbygruppe gegen Homöopathie, der Friends of Science in Medicine, die Untersuchung leitete. Dafür unterschrieb er unwahrheitsgemäß eine Interessenkonflikts-Bescheinigung, der zufolge er keiner Organisation pro oder kontra Homöopathie angehören durfte.

Herausgabe: Nur über meine Leiche

Jahrelang weigerte sich das NHMRC, das Dokument der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Daran änderten auch Unterschriftenaktionen und PR-Maßnahmen wie die Webseite Releasethefirstreport nichts. Australische Homöopathieverbände haben im August 2016 einen Ombudsmann eingeschaltet, der die Herausgabe des First Report erzwingen sollte. Bevor dieser einschreiten konnte, rückte man das Dokument nach Jahren des Wartens heraus.

Wo hilft Homöopathie gemäß dem First Report?

Nach den Untersuchungen des ersten Reports ist Homöopathie bei folgenden Erkrankungen nützlich:

  • Fibromyalgie
  • Mittelohrentzündung (Otitis media)
  • post-operativem Darmverschluss (Ileus)
  • Infektionen der oberen Atemwege bei Erwachsenen
  • Nebenwirkungen der Krebstherapie
    • akute Radiodermatitis nach Bestrahlung
    • Mundschleimhautentzündungen (Stomatitis) nach Chemotherapie

Nicht überzeugend oder widersprüchlich und daher überprüfungsbedürftig waren die Ergebnisse bei

  • Asthma
  • Chronischem Fatigue-Syndrom
  • Heuschnupfen und allergischem Schnupfen (Rhinitis).

Nicht wirksam war die Homöopathie unter anderem bei

  • Fettleibigkeit
  • Schlafstörungen
  • Angststörungen
  • Kopfschmerzen
  • rheumatischen Gelenkerkrankungen wie Osteoarthritis, rheumatoider Arthritis, chronischer Polyarthritis.

Fazit

Man wundert sich, warum der renommierte NHMRC die Untersuchung zweimal durchführen ließ und das erste Ergebnis so lange unter Verschluss hielt. Auch die nachträgliche Änderung der Bewertungskriterien deutet darauf hin, dass man etwas verbergen wollte. Gute wissenschaftliche Praxis ist ein solches Verhalten jedenfalls nicht, und dem bisher einwandfreien Leumund des Rates dürfte diese Aktion nachhaltig geschadet haben.

Auf jeden Fall gibt es noch eine Menge zu tun – weitere und größere Studien sind nötig, um noch mehr wissenschaftlich belegbare Informationen über die Wirksamkeit der Homöopathie zu erhalten. Allein schon eine nachgewiesenermaßen erfolgreiche adjuvante Behandlung der Nebenwirkungen von Bestrahlung und Chemotherapie wäre ein Meilenstein, durch den sich die Lebenssituation von Krebspatienten wesentlich verbessern ließe.

Dass Hahnemanns Erbe besser wirkt als Placebo zeigen unter anderem der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie des WissHom-Forschungsreaders oder die Förderung der Forschung an Hirntumoren durch das US-amerikanische National Cancer Institute.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

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