Aktuelles aus der Homöopathie

Klimawandel: Sind unsere Heilpflanzen gefährdet?

28.02.2020

Der Klimawandel geht mit Sicherheit nicht an Mensch, Tier und Pflanze vorbei. Da stellt sich automatisch die Frage, ob auch unsere Versorgung mit Heilpflanzen langfristig gefährdet ist. So ganz leicht ist die nicht zu beantworten – zumal man zwischen Wildpflanzen und Pflanzen aus Anbau unterscheiden muss. Die gute Nachricht: Ausgerechnet die homöopathische Heilkunst leidet bisher am wenigsten darunter.

gefährdet der Klimawandel unsere Heilpflanzen?

Der Klimawandel ist überall

Auch wenn uns US-amerikanische Präsidenten weiß machen wollen, dass es keine Erderwärmung gibt und alles nur Panikmache ist: Der Klimawandel sorgt nicht nur für einen messbar höheren Jahresdurchschnitt der Temperaturen, er ist zugleich die Ursache von Wetterkapriolen.

Die ständigen Wechsel zwischen Trocken- und Dürreperioden, die einander oft mit schweren Unwettern ablösen, gehen auch an den zu medizinischen Zwecken verwendeten Heilpflanzen nicht vorbei. Genau wie Belastungen infolge der zunehmenden Freisetzung von Schadstoffen, die man bei dieser Gelegenheit nicht aus dem Blick verlieren sollte.

Woher stammen die vom Klimawandel betroffenen Heilpflanzen?

In Homöopathie, Naturheilkunde und Phytotherapie stellen pflanzliche Zutaten die wichtigste Stütze der Heilmittelversorgung dar. Sie stammen in der Regel aus nachhaltigem ökologischem Landbau. Hinzu kommen Blätter, Wurzeln und Blüten von besonders heiklen Pflanzen. Sie kommen nur an wenigen Stellen der Erde natürlich vor und benötigen spezielle Wachstumsbedingungen.

Ein Kräutergarten vor unserer Haustüre kann diese üblicherweise nicht bieten, sodass Hersteller bestimmter pflanzlicher Medikamente auf kontrollierte Wildsammlungen zurückgreifen müssen. Prominente Beispiele sind Hochgebirgspflanzen wie der in der Anthroposophie beliebte Gelbe Enzian (Gentiana luetea) oder die Mariendistel (Carduus marianus). Beide gedeihen in den Talniederungen nur schlecht und ihr Wirkstoffgehalt leidet unterhalb der heimatlich luftigen Höhe.

Von Hochgebirgen und Kräutergärten

Die Klimaerwärmung treibt solche Spezialisten vor sich her in immer weitere Höhen, sodass sie zusehends nur noch in weit abgelegenen und unzugänglicheren Regionen wachsen. Zudem leiden sie vielfach genau wie die Pflanzen auf naturnahem Anbau an den Wetterkapriolen mit sintflutartigen Regenfällen, Gewittern und Hagel auf der einen oder wochenlang trockenem Wetter auf der anderen Seite.

In den Kräutergärten machen sich Hitze, Dürre oder Regenüberschuss natürlich ebenso bemerkbar wie bei den grünen Kollegen in der Wildnis. Hier kann der Mensch jedoch gezielt an Ort und Stelle eingreifen und zum Schutz seiner Pflanzenpopulationen beitragen – indem er regelmäßig wässert, Schäden beseitigt oder Überschwemmungsschäden verhindert.

Was sagen die großen Hersteller homöopathischer Arzneimittel?

Die Firma Gudjons bezieht viele ihrer pflanzlichen Materialien aus den Soluna-Heilgärten von Dr. Hannes Proeller in den italienischen Alpen nahe San Pellegrino sowie z.B. aus dem Botanischen Garten in Augsburg. Averara in Nord-Italien, was niemals an Pestiziden oder Luftverschmutzung zu leiden hatte, kämpft inzwischen immer öfter mit Hagel und Unwettern. Zudem lassen sich einige der Heilkräuter nur noch schwer anbauen.

Firmen wie die DHU kümmern sich liebevoll und kompetent um die pflanzlichen Schützlinge in ihren Terra medica-Gärten in Staffort nahe Karlsruhe. Wie bei allen anderen landwirtschaftlichen Betrieben sind auch hier Trockenheit und Hitze verbreiteter als je zuvor und machen entsprechende Gegenmaßnahmen erforderlich.

Umso strenger kontrolliert DHU Qualität und Wirkstoffgehalte ihres Ausgangsmaterials. Die Ansprüche sind hoch und die Kontrollen erfolgen in regelmäßigen Abständen, denn alle Zubereitungen müssen den vorgegebenen strikten Regeln des Homöopathischen Arzneibuches (HAP) entsprechen. Bisher kommt es hier nicht zu Problemen mit Menge und Qualität des Materials – noch nicht.

Heilen mit Pflanzen: Mehr vom Klimawandel betroffen als die Homöopathie

Die klassische Phytotherapie hat zusehends und langfristig mit wesentlich größeren Beeinträchtigungen zu kämpfen als die Homöopathie. Letztere verfügt insofern über eine Sonderstellung, als dass man für die Herstellung homöopathischer Präparate nur vergleichsweise bescheidene Mengen benötigt: Hat man einen guten Ausgangsstoff beispielsweise für eine Urtinktur, lassen sich daraus Unmengen homöopathisch wirksamer Arzneimittel herstellen – die nach der reinen Lehre mit zunehmender Potenzierung sogar immer nachhaltiger und stärker wirken. Mit einer winzigen Menge Ausgangsstoff ist auf Jahre die Herstellung von Globuli gesichert.

Lanfristig drohen auch der Homöopathie Probleme mit dem Klimawandel

Was kurzfristig den Hersteller anderer Naturheilmittel und Phtyotherapeutika zu schaffen macht, wird auf kurz oder lang auch vor der Homöopathie und ihren Ausgangssubstanzen nicht Halt machen – ungeachtet der guten Ausgangslage. Es ist absehbar, dass die Menge des zur Verfügung stehenden Materials und irgendwann auch seine Qualität nur noch schwer auf dem bekannt hohen Niveau wird halten lassen.

Lassen wir uns also von der Politik nichts vormachen: Fridays for future sind zugleich Fridays für gesunde Heilpflanzen und die Erhaltung der Möglichkeit zur naturnahen Behandlung zahlreicher Krankheiten. Schimpfen wir also nicht über Schulschwänzer, sondern freuen wir uns über so Engagement für die Zukunft, das letztlich ebenso ein Einsatz für unsere Gesundheit ist – auch aus homöopathischer Sicht.

Autor
Dr. rer. medic. Harald Stephan - Biologe und promovierter Medizinwissenschaftler

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