Grundlagen & Wissen

Nosoden in der Homöopathie: Was sind und wie wirken sie?


Ulrike Schlüter - Heilpraktikerin

Inhaltliche Betreuung
Ulrike Schlüter - Heilpraktikerin


Nosoden sind homöopathische Arzneimittel. Der Homöopath Constantin Hering (1800 – 1880) führte die Arzneimittelgruppe der Nosoden in die Therapiemethode ein. Der Begriff Nosode leitet sich vom griechischen Wort „nosos“ für „Krankheit“ ab.

Nosoden werden nach den speziellen Herstellungsvorschriften des HAB (Homöopathisches Arzneibuch) hergestellt. Ausgangsstoffe der Nosoden sind:

  • Krankhafte Absonderungen
  • Abgetötete Krankheitserreger und deren Stoffwechselprodukte
  • Krankhaft veränderte Organteile von Menschen oder Tieren
  • Körperflüssigkeiten mit enthaltenen Krankheitserregern
  • Potenzierte Arzneimittel, Umweltgifte, Impfstoffe und Allergene

Nosoden werden also aus krankhaftem Material wie Eiter, Blut, Urin, Krankheitserregern oder erkrankten Geweben hergestellt. Klingt abstoßend und gefährlich? Man muss jedoch keine Sorge vor einer Ansteckung haben: Die Ausgangsstoffe werden vor der Verarbeitung inaktiviert und dann nach homöopathischen Regeln verdünnt.

Homöopathische Nosoden kommen zur Anwendung bei akuten und insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Impfstoff-Nosoden werden von Homöopathen weltweit zur Behandlung von Reaktionen nach einer Impfung eingesetzt.

Nosoden-Arten

Eigenblutnosoden – hergestellt aus dem Blut des Patienten

Die homöopathische Kinderärztin Hedwig Imhäuser machte die Eigenblutnosoden in den 1950er Jahren bekannt. Bei der Verarbeitung und Anwendung wird patienteneigenes Blut genutzt. Eigenblutnosoden werden nach Imhäuser im Sinne einer Basistherapie angewendet bei:

  • Haut- und Schleimhauterkrankungen
  • Allergien
  • Umweltbedingten Erkrankungen
  • Folgen von Antibiotikabehandlungen
  • Schlafstörungen
  • Psychische Beschwerden
  • Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern

Auto-Nosoden

Diese Nosoden werden aus patienteneigenem Urin, Nierengrieß oder Nierensteinen hergestellt. Ziel des Einsatzes der Auto-Nosoden ist die Reduzierung der Rezidive bei verschiedenen Erkrankungen:

  • Wiederkehrende Blasenentzündungen
  • Wiederkehrende Nierenbeckenentzündungen
  • Nierensteine

Plazentanosoden

Einige Nosoden werden nach der Geburt aus der Plazenta (Mutterkuchen), dem Nabelschnurblut, der Fruchtblase oder der Muttermilch gewonnen.

Die wohl bekannteste Nosode im Zusammenhang mit der Geburt ist die Plazentanosode. Sie wird aus einem kleinen Teil des Mutterkuchens gewonnen und nach den Vorschriften des homöopathischen Arzneibuches (HAB) potenziert.

Die Anwendung erfolgt meist von Hebammen bei seelischen und körperlichen Beschwerden von Mutter und Kind nach der Geburt und während der Stillzeit.

Ebenso wie die Eigenblutnosoden werden Plazentanosoden im Sinne einer Basistherapie angewendet bei:

  • Erschöpfungszuständen der Mutter durch Schwangerschaft, Geburt oder durch das Stillen
  • Stillprobleme bei Mutter oder Kind
  • Zahnungsbeschwerden des Säuglings
  • Erkältungen bzw. fieberhafte Infekte des Babys
  • Drei-Monats-Koliken bzw. Blähungskoliken
  • Milchschorf
  • Windeldermatitis
  • Beschwerden nach einer Impfung

Krankheitsnosoden

Ausgangsprodukte sind Bestandteile von Organen oder Körperflüssigkeiten, die Krankheitserreger enthalten. Vor der weiteren Verarbeitung werden die Krankheitserreger abgetötet.

Die Anwendung erfolgt bei chronischen Erkrankungen, insbesondere bei chronischen oder immer wiederkehrenden Entzündungsprozessen.

Organnosoden

Diese Nosoden werden aus Organteilen von getöteten oder frisch geschlachteten Tieren nach den Vorschriften des HAB (Homöopathisches Arzneibuch) hergestellt.

Je nach Erkrankung eines menschlichen Organs wird das entsprechende gesunde Tierorganpräparat – meist von Rind oder Schwein – in Kombination mit einem homöopathischen Mittel angewendet.

So wird zum Beispiel eine Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse mit der Pancreas-Nosode oder eine refluxbedingte Speiseröhrenentzündung mit der Plexus-gastricus-Nosode behandelt.

Impfnosoden

Die Masern-Nosode Morbillium wird zum Beispiel aus krankhaftem Gewebe gewonnen. Nach der vorschriftsmäßigen Zubereitung ist der Krankheitserreger in der Nosode nicht mehr enthalten.

Die Masern-Nosode ist daher nicht dazu geeignet, eine nachweisbare Immunisierung gegen Masern hervorzurufen.

Impfnosoden werden nicht mit dem Ziel einer „homöopathischen Impfung“ verabreicht, sondern in den Fällen, wo eine bestimmte Erkrankung im Verdacht steht, für aktuelle Beschwerden der Auslöser zu sein.

Nosoden, die aus Impfstoffen hergestellt werden, dienen der Behandlung von Reaktionen, die sich nach einer Impfung entwickeln.

Es gibt keine Impfung mit homöopathischen Mitteln: Eine Nosode ist kein Ersatz für eine Impfung!

Konzept der Nosodentherapie

Für die von Hahnemann in die Homöopathie eingeführten Erbnosoden Psorinum, Luesinum, Medorrhinum und Tuberculinum liegen homöopathische Arzneimittelprüfungen vor. Sie werden nach dem homöopathischen Ähnlichkeitsprinzip verordnet.

Für alle anderen Nosoden sind keine homöopathischen Arzneimittelprüfungen durchgeführt worden. Es gibt demnach keine Arzneimittelbilder, nach denen eine Verordnung gemäß Ähnlichkeitsprinzip möglich wäre.

Daher werden diese homöopathischen Nosoden nach isopathischen Gesetzmäßigkeiten verordnet. Sie richten sich nach dem Grundsatz Aequalia aegualibus curentur (Gleiches kann durch Gleiches) geheilt werden. So wird z. B. die Streptokokken-Nosode bei einem Streptokokken-Infekt angewendet, die Grippe-Nosode bei Grippe oder die Asthma-Nosode bei Bronchitis.

Nosoden sind in vielen Fällen ein hervorragendes Reaktionsmittel, wenn zum Beispiel sogenannte Therapieblockaden vorliegen. Das kann etwa eine Behandlung mit Antibiotikum oder Cortison oder eine Schadstoffbelastung sein, welche die Ausscheidung oder die körpereigene Abwehr blockieren.

Nosoden kaufen

Die Zulassungsbeschränkungen homöopathischer Nosoden sind in den vergangenen Jahren immer strenger geworden. Daher sind zahlreiche Nosoden inzwischen vom Markt verschwunden. Teilweise sind noch Restbestände erhältlich.

Nosoden sind nicht für die Selbstbehandlung geeignet. Eine Verordnung sollte nur durch homöopathische Therapeuten erfolgen.

Quellen

  • Homöopathie für Apotheker und Ärzte, Band 1 und 2, Dr. med. Markus Wiesenauer, Deutscher Apotheker Verlag, 2019
  • Leitfaden Naturheilkunde, Volker Schmiedel und Mathias Augustin, Elsevier, 2017
  • Leitfaden Homöopathie, Jan Geißler und Thomas Quak, Urban & Fischer, 2005
  • Mark Loeb, Margaret L. Russell, Binod Neupane, Vitheya Thanabalan, Pardeep Singh, Jennifer Newton, Eleanor Pullenayegum: A randomized, blinded, placebo-controlled trial comparing antibody responses to homeopathic and conventional vaccines in university students, In: Vaccine,Volume 36, Issue 48, 2018, Pages 7423-7429, ISSN 0264-410X, https://doi.org/10.1016/j.vaccine.2018.08.082. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0264410X18312325
  • Rieder MJ, Robinson JL. 'Nosodes' are no substitute for vaccines. Paediatr Child Health. 2015 May;20(4):219-22. doi: 10.1093/pch/20.4.219. PMID: 26038642; PMCID: PMC4443832. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26038642/

Aktuelles aus Homöopathie & Naturheilkunde

26.10.2023

"...dass es Belege für spezifische Wirkungen homöopathischer Mittel gibt, die Placebo überlegen sind, wenn sie homöopathisch qualifiziert verschrieben werden."

31.05.2023

Das Ergebnis einer Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH), in der PTA und Apotheker befragt wurden.

24.04.2023

Das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) hat eine Befragung zur Homöopathie durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass 94% der Befragten homöopathische Arzneimittel kennen und jeder Zweite bereits Erfahrungen mit ihnen gemacht hat.

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