Aktuelles aus der Homöopathie

Interview Hallo-Homöopathie mit Homöopathen ohne Grenzen

15.01.2020

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Der gemeinnützige Verein Homöopathen ohne Grenzen engagiert sich weltweit mit homöopathischen Projekten und leistet Hilfe zur Selbsthilfe.

Wir von Hallo-Homöopathie finden dieses Engagement bemerkenswert und möchten Ihnen die Homöopathen ohne Grenzen (HOG) in einem Interview genauer vorstellen.

 

Hallo-Homöopathie:
Seit wann gibt es Homöopathen ohne Grenzen (HOG) und was war die Idee hinter der Gründung?

Nicola Coutinho (HOG):
HOG gibt es seit 22 Jahren. Unser erstes Projekt startete 1997 in Mostar. Mithilfe der klassischen Homöopathie sollte den traumatisierten Menschen in Bosnien-Herzegowina geholfen werden, die Schrecken und Verletzungen des Krieges zu verarbeiten. Um unsere Bemühungen effektiv und solide zu gestalten, wurde Homöopathen ohne Grenzen e.V. im September 1997 gegründet.


Hallo-Homöopathie:
In welchen Ländern hilft HOG aktuell?

Nicola Coutinho (HOG):
Zurzeit haben wir Projekte im Bolivien, Ecuador, Kenia, Sierra Leone, Sarajevo und Ruanda, sowie ein Inlandsprojekt in Kooperation mit HiA (Homöopathie in Aktion): Homöopathie für Flüchtlinge in Deutschland.

Anm.: Mit Homöopathie in Aktion hat Hallo-Homöopathie ebenfalls vor Kurzem ein Interview geführt, welches Sie hier lesen können.


Hallo-Homöopathie:
Wie wird ein Unterstützungsprojekt entwickelt?

Nicola Coutinho (HOG):
HOG initiiert Projekte nur auf Anfrage aus den Projektländern. Wir entsenden ehrenamtliche, klassisch homöopathisch arbeitende Ärzte und Heilpraktiker mit mindestens 5 Jahren Berufserfahrung in die Projekte. Jedes Projektteam hat eine eigene Projekt- und Ausbildungsleitung. Die Ausbildungen werden im Team vorbereitet und orientieren sich an einem von uns entwickelten Curriculum (Lehrplan). Die Ausbildungsinhalte orientieren sich an den gesundheitlichen Problemstellungen im Projektland und werden entsprechend dem Wissenstand unserer Schüler aufbereitet.


Hallo-Homöopathie:
Wie läuft ein HOG Projekt ab? 

Nicola Coutinho (HOG):
Erhält HOG eine Anfrage für ein Projekt, wird diese zunächst von dem Vorstand geprüft: Gibt es einen potenziellen Kooperationspartner? Ist das Land für unsere Mitglieder ungefährlich? Haben wir die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen? Gibt es einen potenziellen Projektleiter mit Erfahrung für dieses Projekt?

Es folgt die Erkundungsreise. Bei dieser Reise werden die Gegebenheiten vor Ort erkundet:

  • Wer möchte ausgebildet werden? Medizinisches Personal, traditionelle Heiler oder Laien? Davon hängt ab, welche Art von Ausbildung angeboten werden kann.
  • Wer wird von einem solchen Projekt profitieren?
  • Wie ist die medizinische Versorgung vor Ort?
  • Wie ist die gesetzliche Lage? Dazu kann es notwendig sein, Kontakt mit Vertretern aus dem Gesundheitsministerium aufzunehmen.
  • Die angebotenen Möglichkeiten der Räume für Unterricht und Lehrpraxis werden begutachtet.
  • Verhandlungen mit dem zukünftigen Kooperationspartner werden geführt und ein Kooperationsvertrag entworfen.

Dabei ist uns wichtig, dass sich auch der Kooperationspartner entsprechend seinen Möglichkeiten an den entstehenden Kosten beteiligt. Dies kann auf ganz unterschiedliche Weise stattfinden: Zum Beispiel zahlt jeder Auszubildende einen kleinen Beitrag oder es werden uns Räume zur Verfügung gestellt. Es soll ein Geben und Nehmen sein, immer mit Rücksicht auf die vor Ort gegebenen Möglichkeiten.

Wieder zu Hause werden all diese Daten ausgewertet, ein Budgetplan erstellt, ein Lehrplan auf der Basis unseres HOG-Curriculums entworfen und weitere Mitarbeiter gesucht.

Nun kann die eigentliche Projektarbeit im entsprechenden Land beginnen.

Meist starten wir mit dem Aufbau einer Lehrpraxis und die ersten Unterrichtseinheiten finden statt.

Evaluationsauswertungen zeigen uns: wie viele Menschen ausgebildet wurden, wie viele eine Prüfung abgelegt haben, wie aktiv sie an der Lehrpraxis teilgenommen haben, aber auch, wie viel Patienten mit welcher Diagnose und mit welchem Erfolg mit welchen Mitteln behandelt wurden. Und natürlich auch, was dieses Projekt gekostet hat und wie es finanziert wurde.


Hallo-Homöopathie:
Wie setzen die Homöopathen ohne Grenzen Hilfe zur Selbsthilfe in den Projekten um?

Nicola Coutinho (HOG):
Dieses setzen wir durch die Ausbildungsleitung und das Curriculum um. Das HOG-Curriculum besteht aus Tabellen zu 30 Unterrichtseinheiten mit je 16 Unterrichtsstunden.
Innerhalb dieser Unterrichtseinheiten (UE) sind die Themen gegliedert in:
Thema – Lernziel – Methode – Lernzielkontrolle
So ist neben dem Curriculum auch eine Unterrichtsmethodensammlung und Fragensammlung zur Lernzielkontrolle entstanden. Mehr zum Curriculum hier. 

Unser Projektziel ist erreicht, wenn die Teilnehmer in der Lage sind, selbstständig zu arbeiten und Ihr Wissen weiterzuvermitteln.


Hallo-Homöopathie:
Welche Herausforderungen haben die Projektmitarbeiter von HOG vor Ort zu meistern? 

Nicola Coutinho (HOG):
Jedes Land hat nicht nur seine eigene Sprache, sondern auch eine eigene nonverbale Kommunikation, eine eigene Kultur, die wir beachten müssen, wenn wir dort ein Projekt installieren wollen.
Es ist ein Unterschied, ob wir in Afrika, Südamerika oder im Orient Verhandlungen führen müssen, Studenten ausbilden wollen oder behandeln.

Wir müssen uns unserer Rolle als Lehrer sehr bewusst sein, Vorbild sein und uns andererseits auf die Gepflogenheiten vor Ort einlassen können. Wenn wir mit Übersetzern arbeiten, heißt es auch für sie Verantwortung zu übernehmen, darauf zu achten, dass sie verstehen, was sie übersetzen sollen und Geduld zu haben, wenn nicht die deutsche Pünktlichkeit überall auf der Welt selbstverständlich ist.
Es bedeutet aber auch, auf die örtlichen Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen. Wenn in einem Land die Menschen oft unter Hunger zu leiden haben, dann kann man nicht den Allgemeinsymptomen Verlangen und Abneigung den gleichen Stellenwert geben, wie das in unserer „satten“ Gesellschaft üblich ist.

Kurz – wir müssen einen Weg zu unseren Studenten finden, versuchen in „ihre Haut zu schlüpfen“,und sie dort abholen um ihnen die wunderbaren Möglichkeiten – aber auch Grenzen – der Homöopathie zu erschließen.


Hallo-Homöopathie:
Mit was für Erkrankungen sind Sie vor Ort am meisten konfrontiert?

Nicola Coutinho (HOG):
Die Patientin klagen meistens über Durchfallerkrankungen, Fieber und Hauterkrankungen. Zusätzlich kommen viele Frauen mit Beschwerden während der Schwangerschaft oder der Geburt.


Hallo-Homöopathie:
Engagiert sich HOG auch mit Projekten in Deutschland?

Nicola Coutinho (HOG):
H
omöopathie für Flüchtlinge in Deutschland – ein Projekt von HOG in Zusammenarbeit mit HiA (Homöopathie in Aktion) wurde bereits im Frühjahr 2015 begonnen. Homöopathisch arbeitende HeilpraktikerInnen und ÄrztInnen schließen sich bundesweit zusammen,
um an möglichst vielen Orten geflüchteten Menschen eine kostenfreie homöopathische Behandlung anbieten zu können. Das Motto des Projektes ist: Helfen vor der eigenen Haustür. Bis jetzt machen bundesweit ca. 250 ehrenamtliche Projektmitglieder - ÄrztInnen und HeilpraktikerInnen - mit.


Hallo-Homöopathie:
Wer kann im Verein aktiv in den Projekten tätig werden?

Nicola Coutinho (HOG):
Jeder homöopathisch arbeitende Arzt oder Heilpraktiker mit mindestens 5 Jahren Berufserfahrung darf in den Projekten tätig werden.


Hallo-Homöopathie:
Wie kann man den Verein unterstützen? 

Nicola Coutinho (HOG):
Man kann bei uns entweder Mitmachen- als HOG-/Projektmitglied oder uns eine Spende schenken.

Unsere MitarbeiterInnen vor Ort arbeiten ehrenamtlich, doch wir brauchen Geld für die Reisen, Materialien und für die Organisation. Ihre Spende wird dort eingesetzt, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird. Sie können gern auch projektbezogen spenden.  

Vielen Dank für das Interview!

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